SCHEIDGEN MARKTFOKUS Oktober 2025
Neuwied, 01. November 2025
Die Märkte mögen Donald Trump und drängen weiter nach oben
Die Märkte laufen weiter.
Der US-Shutdown hatte bisher keine Auswirkungen, und Trump scheint Spaß an seiner Rolle als Dealmaker zu haben. Die Aktienmärkte freuen sich darüber. Trotzdem gibt es immer mehr Unsicherheit, und damit auch mehr Risiken. Gold machte einen weiteren Sprung nach oben, musste aber einen Teil seiner Gewinne wieder abgeben.

Versuch einer Einordnung: Der Wert von 5 Billionen USD
Der US-Konzern und Chiphersteller Nvidia hat mittlerweile einen Börsenwert von mehr als 5 Billionen USD. Das heißt, dass ein einziger Konzern mehr wert ist als das Bruttosozialprodukt von Deutschland - siehe nachfolgende Grafik. Apple als die globale Nr. 2 kommt aktuell auf gut 4 Billionen USD. Das ist fast so viel wie Japan und viel mehr als die Wirtschaftsleistung von Frankreich. Sind diese Relationen noch gesund?
Die nachfolgende Grafik wirft aber noch mehr Fragen auf. Sie zeigt das nominale Wirtschaftswachstum seit 1960, also ohne Berücksichtigung der Inflation. Die spielt nämlich seit 2022 wieder eine große Rolle. In Deutschland gibt es seit dieser Zeit kein echtes Wachstum mehr.
Warum steigen dennoch die Aktienkurse, wenn die Wirtschaft nur noch aufgrund der Inflation nominal steigt? Unternehmen gehören bei anziehender Inflation zu den Profiteuren allgemein steigender Preise, die an die Verbraucher weitergegeben werden. Auch Zölle fallen darunter. Insgesamt ist das längerfristig für alle Beteiligten eine missliche Situation, die man nicht dauerhaft durch höhere Löhne ausgleichen kann. Eine Konsolidierung bedarf höherer Zinsen, die zu einer rezessiven Bereinigung führen können. Doch der Weg des geringsten Widerstandes, um eine Rezession zu vermeiden, sind niedrige Zinsen. Seit der Finanzkrise in 2008 ist dieser Weg durchaus mit Erfolg beschritten worden. Die Probleme sind jedoch dadurch nicht kleiner geworden.
Das Comeback Japans
Noch ein Wort zu Japan. Könnte die Geschichte auch auf die USA zutreffen? Die Entwicklung verlief von Anfang der 80er bis Mitte der 90er Jahre geradezu phänomenal. Japan setzte sich an die Spitze des globalen technischen Fortschritts. Die Preise für Aktien und Immobilien kannten nur eine Richtung: nach oben. Anfang der 90er Jahre platzte dann die Blase, und die japanische Wirtschaft erlebte eine lang andauernde Stagnationsphase. Die Überbewertungen der Aktien- und Immobilienmärkte konnten nur in einem sehr schmerzhaften Prozess korrigiert werden. werden. Der Nikkei-Index verlor in der Spitze 75% und japanische Banken überlebten nur dank staatlicher Unterstützung. Die in den 90ern erreichten Indexstände wurden erst im letzten Jahr wieder überboten. Die Bilanzen der japanischen Unternehmen sind nun wieder solide, und im internationalen Vergleich verfügen japanische Aktien über relativ günstige Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Nun liegt die neu gewählte Premierministerin Sanae Takaichi politisch auf der Linie des US-Präsidenten, und das Wohlwollen Trumps gegenüber Japan wird von den Anlegern honoriert.
Quelle: Weltbank, Google
USA: Das Maß aller Dinge
Die Größe und der Vorsprung der US-Wirtschaft gegenüber den anderen Wirtschaftsräumen sind enorm - siehe die nächste Grafik. Seit der Corona-Pandemie und dem Trend zur Digitalisierung hat er sich noch weiter vergrößert. Im Gegensatz zu den USA verfügt China nicht über eine starke Binnenkonjunktur. Die Einkommen liegen auf einem niedrigen Niveau, das Bevölkerungswachstum ist zum Erliegen gekommen und fallende Immobilienpreise dämpfen die Konsumbereitschaft. Von einer Ausplünderung Amerikas durch seine Handelspartner, wie von Donald Trump behauptet, kann angesichts dieser Zahlen nicht die Rede sein. Es ist die erlangte finanzielle, technologische und militärische Macht der USA, die Donald Trump in den Verhandlungen mit Nachdruck einsetzt.
Quelle: Weltbank, Google
Die Achillesferse der Vereinigten Staaten
Gerade der Nimbus der scheinbaren Unbesiegbarkeit bedroht die USA. Sowohl der US-Dollar als auch die US-Aktienmärkte haben im globalen Kontext ein Gewicht erreicht, das kaum noch zu steigern ist. Die Politik Trumps, das Letzte aus der Zitrone herauszupressen, ist gefährlich.
Deutliches Alarmsignal: Der Buffett Indikator
Dieser nach Warren Buffett leicht zu berechnende Indikator setzt den Wert aller US-Aktien (68,88 Billionen) in Relation zur Höhe des US-Bruttosozialprodukts. Der aktuelle Faktor von 225 % ist ein noch nie erreichter Wert. Im Durchschnitt der letzten 20 Jahre lag dieser bei 125 %, ganz langfristig sogar nur bei 104%. Stünden die US-Aktien nur halb so hoch wie heute, könnte man von einer neutralen Bewertung sprechen. Da der gefühlte Wohlstand der Amerikaner maßgeblich vom Wert ihrer Aktiendepots abhängt, hätte eine solche Korrektur extreme Auswirkungen. Genau hier liegt Amerikas Achillesferse. Das Beispiel Japans in den 90er mahnt zur Vorsicht.
Quelle: buffetindicator.net
Fazit:
Die US-Notenbank senkte die Zinsen erneut. Damit verleiht sie dem Aufschwung an den Aktienmärkten neuen Schwung. Das Schuldenwachstum sorgt für eine hohe Liquidität an den Kapitalmärkten. Entsprechend hoch ist die Risikobereitschaft. Rückschläge sind von kurzer Dauer und werden schnell ausgebügelt. Es gibt nach wie vor gute Gründe für Investitionen in Technologie (Künstliche Intelligenz), Halbleiter (Bau von Computern und Datenzentren), Infrastruktur (Konjunkturpakete), Finanzen (blühende Kapitalmärkte), Rüstung (Aufrüstung) und Versorger (wachsender Energiehunger).
Auf Länderebene bieten Argentinien – wo der Radikalreformer und Trump-Freund Milei seinen Kurs weiterführen kann – und Japan, das aus einem jahrzehntelangen Dornrößchenschlaf erwacht, durchaus interessante Alternativen.
Die Grenzen des US-Wachstums scheinen noch nicht erreicht zu sein. Die Luft an den Märkten wird jedoch dünner. Chancen und Risiken gilt es abzuwägen. Die von mir für Ihr Wertpapierdepot ausgewählten Anlagemanager verfügen über langjährige Erfahrungen und flexible Möglichkeiten, auch Risiken zu managen.
Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Michael Scheidgen
private finance e.K.
Stefan-Andres-Straße 23
56567 Neuwied
Telefon: 02631/953960
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